Vorwort zur 2. Auflage

G. Sulzer

Seit gut einem Jahrzehnt ist nun das Thema Food Defense für die Be- und Verarbeiter von Lebensmitteln sowie weiteren Akteuren in der Lebensmittelkette, wie z. B. den Lebensmittelspediteuren, ein Thema, mit dem sie sich im Rahmen von Zertifizierungsanforderungen befassen müssen.

Seit Beginn des Eingangs von Forderungen an Food Defense in die Zertifizierungsregelwerke der Lebensmittelhändler hat sich zwar die Kenntnislage über Food Defense-Systeme verbessert. So haben die meisten der Standardgeber auch Leitfäden für die Anwendung und Umsetzung von Food Defense geschaffen. Zudem wurden eine Reihe von Informationen und Schulungen verschiedener Akteure in der Lebensmittelkette herausgegeben.

Bei genauerer Analyse der Entwicklung der Food Defense-Systeme in den Unternehmen zeigt sich aber folgendes Bild:

Alle Unternehmen, die GFSI-anerkannte Zertifizierungen benötigen (z. B. IFS Food, IFS Logistics, BRC, FSSC 22000, SQF, Global GAP u. a.) müssen zur Erfüllung der Zertifizierungsanforderungen ein Food Defense-System eingeführt haben.

Die Food Defense-Systeme werden durch die Auditoren bei den jährlichen Zertifizierungen geprüft, wobei die Auditergebnisse bei Food Defense unauffällig sind.

Die Unternehmen haben Food Defense-Systeme eingeführt, die sich sowohl in der Ausprägung als auch in der Tiefe der Durchdringung der relevanten Themen sehr stark unterscheiden.

Es wird eine breite Vielfalt an Methoden und Vorgehensweisen zur Durchführung der Verwundbarkeitsanalyse eingesetzt. Die sich daraus ableitenden Maßnahmen wiesen ebenfalls eine hohe Vielfalt und eine unterschiedliche Wirksamkeit auf.

In vielen Fällen beschränken sich die Food Defense-Systeme auf die Regelung des Zugangs und der Umzäunung des Werksgeländes.

Vielfach weisen die Food Defense-Systeme über mehrere Jahre hinweg keinerlei Weiterentwicklung auf. Nur selten werden vorübergehende Veränderungen im Unternehmen (z. B. umfangreiche Umbauten und Seitenwechsel Baumaßnahmen, Umstrukturierungen, Technologieänderungen, Wechsel bei Führungskräften und Personal u. ä.) als Anlass genutzt, das Food Defense-System anzupassen bzw. zu hinterfragen.

Mit dem in 2013 erschienenen Praxisleitfaden Food Defense wurden die Entwicklung, die Hintergründe sowie die rechtlichen und normativen Hintergründe beleuchtet und ein Konzept für ein inhaltlich umfassendes, komplettes und in sich schlüssiges Food Defense-Konzept vorgestellt.

Eine Anwendung und Nutzung der in der notwendigen Breite dargestellten Vorgehensweisen und Maßnahmen findet sich nur in einem Teil der Unternehmen.

Seit der 1. Auflage dieses Buchs haben sich die Instrumente für Food Defense und die Ausprägung von vorwiegend US-amerikanischen, rechtlichen Vorgaben weiterentwickelt. Die in 2014 noch im Entstehen befindlichen Werkzeuge und Instrumente sowie die Gesetzesvorgaben haben sich mittlerweile konsolidiert. Auch durch die Ausdehnung und Weiterentwicklung der GFSI-Vorgaben zu Food Defense gibt es jetzt ein klareres Bild, wie Food Defense-Systeme zu gestalten sind und was sie leisten sollten.

Mit diesem Buch möchte der Autor dazu beitragen, basierend auf dem im Kern nach wie vor in vollem Umfang geltenden Praxisleitfaden Food Defense, Ergänzungen bei Regelwerken und Instrumenten aufzuzeigen. Gleichzeitig soll auch der Wandel in der Bedeutung der Food Defense-Systeme und deren sinnvolle Weiterentwicklung aufgezeigt werden.

Für diese Aufgabenstellung wurde das bereits in anderen Themen erfolgreiche Format der „Fragen & Antworten“ gewählt und auch in dieser Auflage beibehalten. Es soll den Leser dabei unterstützen rasch und zielgerichtet Antworten auf einzelne Fragen zu finden. Seitenwechsel