Clostridium (C.) perfringens zählt zu den sporenbildenden, anaerob wachsenden Stäbchenbakterien und spielt in der Lebensmittelhygiene sowohl als Verderbserreger als auch als Ursache lebensmittelbedingter Erkrankungen eine Rolle. In der Human- und Veterinärmedizin werden diesem Erreger allerdings auch noch eine Reihe anderer, zum Teil sehr schwerwiegend verlaufende Krankheitsbilder zugeordnet, die nicht oder nicht ausschließlich mit der Aufnahme kontaminierter Lebens- oder Futtermittel in Zusammenhang stehen.
In Sporenform ist C. perfringens ubiquitär in der Umwelt, u. a. im Erdboden und Staub, verbreitet und stellt auch einen natürlichen Bewohner des menschlichen und tierischen Darmes (ca. 104–106 koloniebildende Einheiten/g Faezes) dar. Diese Tatsache führt dazu, dass die C. perfringens Diagnostik, insbesondere im Falle von lebensmittelbedingten Erkrankungen, nicht nur auf den ausschließlichen qualitativen oder quantitativen Nachweis des Erregers beschränkt bleiben darf, da hier, anders als bei einigen Lebensmittelinfektionserregern, nicht per se von der Anwesenheit des Erregers auf eine mögliche Gesundheitsschädlichkeit des kontaminierten, verzehrfertigen Lebensmittels geschlossen werden kann. Aber nicht nur die diagnostischen Herausforderungen, sondern auch das breite Spektrum an unterschiedlichen Toxinen und damit verbundenen Krankheitsbildern in Human- und Veterinärmedizin sowie die Eigenschaften eines klassischen Verderbserregers führen dazu, dass C. perfringens der Wissenschaft, auch mehr als 120 Jahre nach seiner Entdeckung, noch Rätsel aufgibt. Somit beschäftigt sich weltweit eine Vielzahl von Forschungsgruppen mit diesem Erreger.
Auch die 2. Auflage dieses Buches erhebt deshalb keinerlei Anspruch auf eine vollständige und umfassende Darstellung der derzeit vorliegenden Literatur im Hinblick auf C. perfringens. Sie richtet vielmehr den Fokus, ganz im Sinne des One-Health-Ansatzes, sowohl auf die humanmedizinische Bedeutung als auch auf die lebensmittelhygienischen und -mikrobiologischen Aspekte des Erregers. Diese sollen im Folgenden möglichst umfassend, verständlich und praxisorientiert unter Berücksichtigung der aktuellen Entwicklungen dargestellt werden; zu detaillierten Teilaspekten wird einerseits auf die in diesem Buch zitierten Publikationen, andererseits aber auch auf zusätzliche weiterführende Literatur verwiesen. Des Weiteren soll der Leser auch einen kurzen Einblick in die veterinärmedizinische Bedeutung des Erregers erhalten.
Clostridium perfringens – auch bei diesem Erreger wird die Wissenschaft in den nächsten Jahren sicherlich noch viel Neuland betreten, hoffentlich immer im Sinne seines Entdeckers, W. H. Welch, der die wichtigste Aufgabe eines Wissenschaftlers wie folgt beschrieb: „[…] not to be satisfied with loose thinking and half proofs, not to speculate and theorize but to observe closely and carefully facts.“