Vorwort

Bakterien der Bacillus (B.) cereus-Gruppe zählt zu den sporenbildenden, aerob wachsenden Stäbchenbakterien, die im Bereich der Lebensmittelhygiene sowohl als Auslöser lebensmittelbedingter Erkrankungen als auch als Verderbserreger eine Rolle spielen. Allerdings kann der Erreger auch bei extraintestinalen Erkrankungen bei Menschen und Tier, wie z. B. bei der Mastitis beim Rind oder aber lokalen und systemischen Erkrankungen beim Menschen von Bedeutung sein.

Bakterien der B. cereus-Gruppe sind klassisches Umwelterreger, die in Sporenform, wie viele andere sporenbildende Bakterien, ubiquitär in der Umwelt verbreitet sind. Dieses ubiquitäre Vorkommen führt unweigerlich dazu, dass die Sporen in vielen Lebensmitteln pflanzlichen und tierischen Ursprungs in geringen Konzentration nachgewiesen werden können. Im Normalfall stellt dieser geringe Eintrag von Bakterien der B. cereus-Gruppe über das Rohmaterial, wie z. B. Gewürze oder Rohmilch, allerdings kein Problem im Sinne des gesundheitlichen Verbraucherschutzes dar. Kritisch wird die Situation erst im Falle eines fehlerhaften Temperaturmanagements, wenn die Erreger die Möglichkeit erhalten, sich in dem entsprechenden Lebensmittel zu vermehren und ggf. Toxine zu bilden.

Als klassische umweltassoziierte Keime stellen Bakterien der B. cereus-Gruppe somit keine obligat pathogenen Erreger dar, weder im Kontext lebensmittelassoziierter gastrointestinaler Erkrankungen noch bei anderen Erkrankungsformen in der Human- und Veterinärmedizin. Dies ist vermutlich auch der Grund dafür, dass diesen Erregern in Human- und Veterinärmedizin nach wie vor wesentlich weniger Bedeutung beigemessen wird als den klassischen, obligat pathogenen Krankheitserregern, wie z. B. Salmonella spp. oder Enterohämorrhagischen Escherichia coli (EHEC). In den letzten Jahren ist jedoch ein Umdenkprozess zu beobachten, der sich nicht zuletzt in den zunehmenden Zahlen von klinischen Fallberichten widerspiegelt. Die Wissenschaft hat in den vergangenen Jahren mit vielen neuen Erkenntnissen, vor allem im molekularen Bereich, dazu beigetragen, dass Bakterien der B. cereus-Gruppe in Industrie und der amtlichen Lebensmittelüberwachung verstärkt in den Focus rücken. Seitenwechsel

Das vorliegende Buch vermittelt, inzwischen in der 3. Auflage, einen Überblick über den derzeitigen Wissensstand zu Bakterien der B. cereus-Gruppe im Lebensmittelbereich, aber auch in Human- und Veterinärmedizin. Hierbei soll allerdings keinerlei Anspruch auf eine vollständige und umfassende Darstellung der derzeit vorliegenden Literatur erhoben werden. Vielmehr liegt der Fokus auf der praxisorientierten und verständlichen Darstellung der unterschiedlichen Facetten dieser Erreger mit dem Schwerpunkt auf lebensmittelmikrobiologischen und -hygienischen Aspekten. Zu detaillierten Teilaspekten wird einerseits auf die in diesem Buch zitierten Publikationen, andererseits aber auch auf zusätzliche weiterführende Literatur verwiesen.

Bakterien der B. cereus-Gruppe – Erreger, deren Bedeutung in Veterinär- und Humanmedizin derzeit nach wie vor aufgrund einer nicht ausreichenden Datenlage schwer abschätzbar ist, denen aber zukünftig im Sinne des vorbeugenden, gesundheitlichen Verbraucherschutzes mehr Aufmerksamkeit als bisher zukommen sollte, getreu dem Ausspruch von Max von Pettenkofer: Die Kunst zu heilen kann viele Leiden lindern, doch schöner ist die Kunst, die es versteht, die Krankheit am Entstehen schon zu hindern. Seitenwechsel