Vorwort

Ernährungsprobleme erkennen und gezielt vorbeugen

Eine der herausragendsten Leistungen des letzten Jahrhunderts war, dass die Lebenserwartung der Menschen – bedingt durch den medizinischen und technischen Fortschritt, durch bessere Ernährung, gesündere Lebensstile und weniger belastende Arbeitsplatzbedingungen von ca. 40 Jahre auf 75 (Männer) bzw. 81 Jahre (Frauen) gesteigert werden konnte. Erfreulich ist auch, dass die Lebenserwartung immer noch alle 4–5 Jahre um ein weiteres Jahr zunimmt. In Zukunft wird es einerseits mehr hochbetagte Menschen geben, die aktiv und unabhängig leben. Andererseits wird es aber auch vergleichsweise mehr Personen geben, die chronisch krank und auf ständige Hilfe angewiesen sind.

Der Nahrungsbedarf und die Nahrungsaufnahme junger, vergleichsweise gesunder Senioren und Seniorinnen unterscheiden sich nur unwesentlich von den im Berufsleben stehenden, jüngeren Erwachsenen. Es dominieren Übergewicht bzw. Adipositas und die damit einhergehenden Folgeerkrankungen. Bei Hochbetagten treten dagegen in qualitativer und quantitativer Sicht zunehmend Ernährungsprobleme und Ernährungsdefizite auf. Diese werden durch vielfältige physiologische Veränderungen, körperliche und geistige Beeinträchtigungen, psychische und soziale Probleme, akute oder chronische Krankheiten und hohe Medikamenteneinnahme sowie durch einseitigere Essgewohnheiten verursacht. Viele dieser Veränderungen wirken sich direkt auf den Appetit, die Essfreude und die aufgenommene Nahrungsmenge aus. Eine zu geringe Nahrungsaufnahme führt unweigerlich zu Gewichtsverlust, Unterernährung und Untergewicht. Unterernährung verschlechtert die Lebensperspektiven und Lebensqualität älterer Menschen erheblich, macht sie anfällig für weitere Erkrankungen und verschlechtert nachhaltig die körperliche und geistige Leistungsfähigkeit, die Wundheilung und vieles andere mehr.

Im Alltag wird dieser Problematik bisher nicht immer und nicht überall die notwendige Aufmerksamkeit geschenkt. Unterernährung und Untergewicht zählen daher bei älteren Menschen zu den am häufigsten übersehenen Befunden. Beide Faktoren sind besonders bei hochbetagten Menschen weit verbreitet und stellen besonders hohe Anforderungen an die Pflege und die Versorgung im Altenheim.

In diesem Ordner wird die Bedeutung einer altersgerechten Ernährung für die Gesundheit und Lebensqualität älterer Menschen aufgezeigt und wichtige Ursachen für Mangelernährung und Dehydratation werden beschrieben. Praxisnahe Möglichkeiten zur Ermittlung des individuellen Ernährungszustands und zur einfachen Dokumentation der Nahrungs- und Flüssigkeitszufuhr werden vorgestellt. Außerdem enthält dieser Ordner einen Katalog mit 30 weit verbreiteten Ernährungsproblemen und mit praxiserprobten Lösungsvorschlägen. Besonderheiten der Ernährung Demenzkranker werden ebenso behandelt wie die Ernährung bei wichtigen Stoffwechselerkrankungen sowie die Sondenernährung.

Das hier vorgestellte Ernährungskonzept berücksichtigt viele neue wissenschaftliche Erkenntnisse und stellt ein wichtiges, praxisnahes Instrument zur Verbesserung der Ernährung älterer Menschen dar.

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Prof. Dr. Helmut Heseker

Universität Paderborn

Direktor Volker Odenbach

Caritasverband für das Erzbistum Paderborn e.V. Seitenwechsel