Vorwort

Definition und Einschätzung der Qualität unserer Nahrung befinden sich in den letzten Jahren in einem enormen Umbruch. Während früher zunächst die Bekämpfung des Hungers und danach die Nährstoffversorgung, Sicherheitsfragen (mikrobiologisch, toxikologisch) sowie Aspekte gesundheitsorientierter Vermeidungsstrategien Vorrang hatten, treten heute positiv-präventive (Functional Food-) Aspekte in den Vordergrund.

Die Functional Food-Bewegung ist eine globale Entwicklung, die auf dem Trend zu „gesunder“, präventiv-funktioneller Ernährung basiert. Neue Entdeckungen auf molekularbiologischem Gebiet und Ergebnisse großer epidemiologischer Studien, zusammen mit Erfolgen aus der health food-Bewegung und der vollwertigen Ernährung haben diese Entwicklung gefördert, nachdem sie durch ein „Konstrukt am grünen Tisch“ in Japan initiiert worden war. Die Ernährungswirtschaft hat diesen Impuls gerne aufgenommen, gibt es ihr doch die Möglichkeit, mit entsprechendem Profit „gesunde“ Lebensmittel für die Bevölkerung zu entwickeln und anzubieten. Dabei sind sowohl die wissenschaftlich gesicherte positive Wirkung, als auch der wirtschaftlicher Erfolg wichtig, das sollte immer beherzigt werden. Kurzfristiges und einseitiges Profitdenken, das Überbieten mit immer neuen Trendprodukten und zu kurz angelegte Strategien würden die Funktional Food-Bewegung über kurz oder lang diskreditieren und zu einer nur vorübergehenden (Mode-) Zeiterscheinung machen. Nicht punktuell und kurzfristige modische Konzepte, sondern breit angelegte und langfristige Strategien werden erfolgreich sein. In den verschiedenen Kapiteln des Buches wird aufgezeigt, wo wissenschaftlich begründete Möglichkeiten liegen, welche Optionen man erwarten darf und was berücksicht werden muß.

Den Möglichkeiten ernährungsbedingter Prävention werden allerdings Grenzen gesetzt, vor allem rechtlich. Eine Analyse geltenden Rechts zeigt, dass vor allem eine Liberalisierung krankheitsbezogener Werbung vonnöten ist, um funktionellen Lebensmitteln eine Basis für ihre Vermarktung zu bieten, sofern genügend wissenschaftliche Evidenz für claims vorliegt. Soweit Health Claims weitgehend verboten sind, sind die Vorteile funktioneller Lebensmittel nicht kommunizierbar.

Es bleibt das Problem, die Verbraucher zur Akzeptanz zu bringen und die richtigen Zielgruppen zu erreichen. Ausgefeilte und psychologisch perfektionierte Marketing- und Werbemethoden und die Erkenntnisse der molekularen Biologie werden es in Zukunft ermöglichen, diese Probleme zu bewältigen. Es wäre zu hoffen, dass diese modernen Instrumentarien auch in gutem Sinne eingesetzt werden. Dies und die grundsätzliche Stimulierung der Forschung auf dem Gebiet der vielfältigen Functional Food-Wirkungen könnten dann die Ernährungswissenschaft einen entscheidenden Schritt voranbringen. Zu diesem Zweck sollten Wirtschaft, Wissenschaft und Bürokratie flexibel und unverkrampfter als bisher aufeinander zugehen und tragende bzw. tragbare Konzepte entwickeln bzw. festlegen.

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