Vorwort

Liebe Leserinnen und Leser,

an die Lebensmittelindustrie werden bei gleichzeitigem Kostendruck zunehmende und detailliertere Anforderungen gestellt. Zum einen resultieren die steigenden Anforderungen aus der weltweiten Beschaffung von Rohstoffen, Zutaten und Produkten sowie aus der Herstellung von Fertigwaren für den globalen Markt: von den unterschiedlichen geografischen und kulturellen Verhältnissen in den Rohstoffländern bis zu den verschiedenen lebensmittelrechtlichen und kundenspezifischen Anforderungen an die Fertigwaren.

Zum anderen müssen die Lebensmittelunternehmen die höheren Anforderungen, ausgelöst auch durch Krisen und deren Berichterstallung in den Medien, im Rahmen ihrer Geschäftstätigkeit beachten und entsprechend umsetzen.

In diesem komplexen Themenbereich hat der Qualitätsmanager seinen Aufgaben- und Verantwortungsbereich. Er ist der Leiter des Bereiches Qualitätssicherung und/oder der Qualitätsmanagementbeauftragte der Geschäftsleitung.

Seine zentrale Aufgabe ist die bereichsübergreifende und zu jedem Zeitpunkt umfassende Sicherstellung der Konformität der Produkte im Hinblick auf die Vermeidung gesundheitlicher Gefahren, Risikominimierung, Einhaltung der lebensmittelrechtlichen und kundenspezifischen Anforderungen an die Produkteigenschaften/Produktqualität.

Das Qualitätsmanagement ist hierdurch zu einem maßgeblichen Managementinstrument geworden. Es umfasst die gesamte Lieferkette von der Rohwarengewinnung bis zum Vertrieb der fertigen Lebensmittel. Standardisierte Systeme, Verfahren und Methoden wie ISO 9001, ISO 22000, IFS, BRC, HACCP unterstützen die Umsetzung der erforderlichen Maßnahmen. Verifizierungsmaßnahmen in Form von Qualitätskontrollen, Gefahrenanalysen und Risikobewertungen belegen die Einhaltung der Systemforderungen und Produktkonformität und steuern zugleich die Anpassung an die Qualitätssicherungssysteme und -verfahren.

Trotz Implementierung von Qualitätssicherungs- und Verifizierungsmaßnahmen zeigen sich in der täglichen Arbeit unvermeidliche Abweichungen von den „Sollvorgaben“ oder fehlende Prozesse, Verfahren oder Problemlösungen. Die Auswertung der Abweichungen oder Implementierung von fehlenden Prozessen, Verfahren und Problemlösungen sind somit ebenfalls eine zentrale Aufgabe zur Aufrechterhaltung und Weiterentwicklung des vorhandenen Qualitätsmanagementsystems. Bestehende Prozesse und Abläufe müssen entsprechend angepasst und fehlende Verfahren ergänzt werden. Dabei spielen rasche, effektive und kostensparende Umsetzungen der Maßnahmen eine entscheidende Rolle. Hierbei sieht er sich intern (z. B. Produktionsleiter) und extern (z. B. Kunden) verschiedenen Akteuren gegenüber, die unterschiedliche Interessen haben. In diesem entstehenden Spannungsfeld muss der Qualitätsmanager schnell die „richtige“ Entscheidung treffen.

Fast schon ein Standardproblem ist etwa die Festlegung der Prüfumfänge auf Basis risikoorientierter Monitoringsysteme. Eine 100 % Prüfung aller Roh-, Zwischen- und Fertigwarenchargen Seitenwechsel ist weder aus Zeit-, Kosten- noch aus Qualitätssicherungsgründen möglich und notwendig. Unter diesen Voraussetzungen stehen im Falle von Problemen und Reklamationen nur Daten aus dem eigenen Monitoringsystem und Informationen aus den Risikoanalysen zur Verfügung. Zur Lösung der Probleme und zur Ursachenermittlung ist es aber wichtig, zeitnah valide und umfassende Lösungsverfahren anzuwenden.

Das Werk „Qualitätsmanagement in der Lebensmittelindustrie – Praxisorientierte Lösungswege für den Umgang mit Problemsituationen“ unterstützt Sie bei diesen Herausforderungen. Es besteht aus zwei Teilen. Teil I des Werkes beschäftigt sich schwerpunktmäßig mit der Stellung des Qualitätsmanagers sowie der Haftungssituation. Im Teil II werden Fallkonstellationen aus der Praxis des Qualitätsmanagers dargestellt. Zu jedem Fall werden Ihnen praktische Entscheidungs- und Umsetzungshilfen sowie Methoden und Verfahren an die Hand gegeben, die es Ihnen ermöglichen, die systematischen Anleitungen, zum einen für die Einführung von Prozessen und Verfahren und zum anderen bei der Lösung von unerwarteten Ereignissen und Problemsituationen zu verwenden. Zusätzlich wird zu jedem Fall, soweit sinnvoll die rechtliche Situation, unter besonderer Berücksichtigung der Haftung, zugeordnet. Mit diesen systematischen Lösungsvorschlägen können Sie viel Zeit sparen. Die validen und rechtlich geprüften Ansätze unterstützen Sie dabei, Haftungs- und Produktsicherheitsrisiken mit allen negativen Konsequenzen für Sie persönlich als auch für das Unternehmen zu minimieren. Dieses Werk kann im Akutfall zum Einsatz kommen und Ihnen hierbei ein wertvoller Begleiter sein. Jedoch ist es auch empfehlenswert, dieses Werk als Unterstützung in der Prävention zu sehen. Hierzu gehen Sie die Fälle durch und überlegen, ob Sie für die jeweils dargestellten Fälle eine Lösung haben bzw. Sie nehmen die beschriebenen Lösungsansätze in Ihr Qualitätsmanagementsystem auf. Somit kommen Sie der Forderung nach KVP nach.

Wenn Routineverfahren keine eindeutigen Lösungen und Ursachenermittlungen ergeben oder unerklärbare oder über das „normale“ Maß hinausreichende Abweichungen festgestellt werden, sind vertiefende, weiterreichende Methoden und Verfahren anzuwenden, die forensischen Prinzipien entsprechen. Indizien und Indikatoren werden verwendet um auf Rückschlüsse von Kontaminationen, Verunreinigungen, Verfälschungen oder andere Abweichungen zu schließen.

Die Herausgeber

Hinweis

Zur Erleichterung der Lesbarkeit wird auf die Angabe beider Geschlechter bei personenbezogenen Angaben verzichtet und die männliche Form gewählt. Natürlich sind in allen Fällen, soweit nicht anders vermerkt, jeweils die weibliche und die männliche Form eingeschlossen. Seitenwechsel